Der gläserne Golem

"Ich hab mal von einem gläsernen Golem geträumt, der Menschen Herzen frisst."

Kälte umgab ihn, als er es sich nehmen wollte. Er wollte es stehlen, es besitzen. Kalte Hände, kalte Finger - Sie gruben sich in ihre Brust. Ihr Atem stockte. Sie zitterte, wankte und bebte. Weiße Nebelschwaden stiegen auf, als er sie mit seinen Gedanken berührte. "Ich bekomme immer was ich will."

Seine Stimme war ein Knistern. Wie das Geräusch, wenn man über einen zugefrorenen See läuft. Sie spürte seine klamm kalten Finger und wie sie sich immer schneller ihrem Herz näherten. "Sag, dass du mir gehörst. Sag, dass du mich willst". Sie wollte schreien. Doch alles was aus ihrem Mund hervorquoll waren weiße Rauchwolken. Rauchwolken die er gierig in sich aufsog.

Er berührte ihr Herz. Seine Finger schlossen sich um das pulsierende, heiße Fleisch. Augenblicklich begannen die Nebelschwaden um ihn herum zu verschwinden und auch sein Gesicht war nicht mehr eisig blau. Es wurde schwarz. So schwarz, dass sie nur noch das Weiße in seinen Augen sehen konnte. Er zerdrückte ihr Herz, krallte seine Nägel in das Fleisch und zog es heraus. "Sag, dass du mich liebst", flüsterte er ihr ins Ohr.

Sie fühlte eine Welle auf sich zurauschen. Eine Welle der Bewusslosigkeit, eine Welle, die alles mit sich nahm. Der Ausdruck in ihrem Gesicht verschwand, ihre Augen kippten nach hinten. Sie sank. Eis bildete sich auf ihrer Haut, verbreitete sich und verwandelte sie in Eis. "Dein Herz ist mein", schrie er und schob sich das immernoch pochende Herz in den Mund. Er genoss das süße, warme Herz.

"Was Menschen nicht alles für Träume haben. Was Menschen nicht alles wollen. Was Menschen nicht alles sind." Er schlurfte über den Boden, das Mädchen zurücklassend.

Immer weiter auf der Suche nach süßen, warmen und pochenden Herzen.

Kommentare